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Was ist eine Überdiagnose?

Durch die Brustkrebs-Früherkennung werden auch Tumore oder Krebsvorstufen entdeckt, die ohne diese Untersuchung nicht auffällig geworden wären. In diesen Fällen spricht man von einer Überdiagnose und einer Übertherapie.
Auch im Mammographie-Screening werden sehr frühe Brustkrebserkrankungen oder so genannte In-situ-Karzinome (duktales Carcinoma in situ [DCIS]) entdeckt. Ein Teil davon hätte sich im weiteren Leben der Frau nicht bemerkbar gemacht wie durch einen Tastbefund oder andere Veränderungen der Brust. Auch ohne Behandlung wäre die Frau nicht an Brustkrebs verstorben, sondern an einer anderen Erkrankung. Die Behandlung wäre also unnötig gewesen.
Aber auch wenn eine Frau einen Monat nach der Brustkrebsdiagnose und mit einem aggressiven Brustkrebs an den Folgen eines Verkehrsunfalls oder einem Herzinfarkt stirbt, handelt es sich definitionsgemäß um eine Überdiagnose.
Überdiagnosen sind somit keine falschen Brustkrebsdiagnosen. Es handelt sich tatsächlich um Brustkrebs oder Brustkrebsvorstufen, die nach einer Gewebeuntersuchung (Biopsie) als Brustkrebserkrankung bestätigt wurden.
Da sich jedoch auch mit einer Gewebeuntersuchung bei keiner Frau vorhersagen lässt, ob ihr Brustkrebs während des ihr verbleibenden Lebens harmlos bleibt, wird nach medizinischen Leitlinien eine an den Tumortyp und dessen Größe angepasste Behandlung empfohlen.
Übertherapien sind meist Behandlungen von frühen und noch langsam wachsenden Tumoren, die oft deutlich schonender behandelt werden können als fortgeschrittener Brustkrebs. Frauen benötigen in der Regel keine Chemotherapie, die Brust kann häufig brusterhaltend operiert werden. Auch die Achselhöhlen müssen nicht von befallenen Lymphknoten befreit werden.
Wie häufig Überdiagnosen vorkommen, kann die Wissenschaft nicht eindeutig beantworten, sondern nur grob schätzen. Welche Berechnungsmethode für die Schätzung von Überdiagnosen am geeignetsten ist, ist wissenschaftlich umstritten. Im Merkblatt, das jede Frau in Deutschland mit der Einladung zum Mammographie-Screening erhält, steht dazu, dass von 1.000 Frauen, die zehn Jahre lang am Screening teilnehmen, fünf bis sieben Frauen eine Überdiagnose erhalten könnten.
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